Das Pflegen von Kriegsgräbern hatte sich eine Gruppe von Feuerwehrsenioren aus dem Landkreis zur Aufgabe gemacht und fuhr Ende September für 14 Tage nach Spicheren in Frankreich.
Dieselbe Gruppe von zehn ehemaligen aktiven Feuerwehrmännern war bereits im Jahre 2019 im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf der Gedenkstätte „Spicherer Höhen“ in Lothringen im Einsatz, um die Denkmäler aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 instand zu setzen. Coronabedingt musste der bereits geplante Termin im letzten Jahr ausfallen.
Nach einer Vorausfahrt im Juli, als die Einsatzstelle erkundet und die Aufgaben mit den Verantwortlichen von der Gemeinde und Christoph Schwarz sowie Jacques Wagner vom Volksbund vor Ort besprochen worden waren, ging es Mitte September los. Die komplett gegen Corona geimpften Feuerwehrsenioren aus verschiedenen Wehren des Landkreises fuhren mit zwei MTW´s der Feuerwehren Erolzheim und Laupheim nach Spicheren, einer französischen Ortschaft oberhalb von Saarbrücken. Dort fand am 6. August 1870 im deutsch-französischen Krieg eine verlustreiche Schlacht zwischen Preußen und Frankreich statt, die schließlich von deutscher Seite gewonnen wurde. Die mühselige Erstürmung des „Roten Berges“ durch die deutschen Soldaten endete für viele im Kugelhagel der französischen Regimenter, welche die Angreifer von oben bekämpften. Auch auf französischer Seite gab es viele Opfer und zahlreiche Verwundete. Nach der Proklamation des Deutschen Reiches im Jahre 1871 wurden auf dem ehemaligen Schlachtfeld, das inzwischen als Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich gehörte, zahlreiche Denkmäler für die gefallenen deutschen Soldaten aus den beteiligten Regimentern errichtet. Heute stehen sie in einem Waldgebiet, das bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt ist. Schon beim Arbeitseinsatz im Jahre 2019 konnte in Erfahrung gebracht werden, dass auf der Säule des Denkmals des 2. Brandenburgischen Grenadierregiments Nr. 12 „Prinz Carl von Preussen“ eine Krone angebracht war, und so wurde damals der Entschluss gefasst, eine solche wieder anzubringen. Trotz der enormen Höhe der Säule konnte unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen eine vergoldete Edelstahlkrone montiert werden, die von Ernst Notz, dem ehemaligen Kommandanten der Feuerwehr Erolzheim angefertigt wurde.
Die Hauptaufgabe des Arbeitseinsatzes bestand jedoch darin, die hangabwärts nahe der heutigen deutsch-französischen Grenze stehenden drei Denkmale zu restaurieren, die angebrachten Metallzäune farblich aufzuwerten und die Umgebung zu säubern. An den jeweiligen Sandsteinen der gewaltigen Monumente hatte sich Moos angesetzt, die Fundamente waren marode und am Metallzaun hatte seit der letzten Restauration der Rost genagt und die Farbe abblättern lassen. Mit Hochdruck rückte man dem Monument des „5. Brandenburgischen Infanterieregiments von Stülpnagel Nr. 48“ zu Leibe - es wurde zum Gedenken an 420 gefallene Soldaten errichtet -, Moos und Verwitterungsflecken konnten so in mühseliger Arbeit entfernt werden. Hier war höchste Sicherheit gefragt, zumal auf größerer Höhe mit einem Hochdruckreiniger gearbeitet wurde. Auch die Rost- und Farbreste am Geländer konnten teilweise so entfernt werden. Was übrig blieb, musste in zeitraubender und vorwiegend filigraner Handarbeit abgeschliffen werden, wobei auch ein Rostentferner gute Arbeit leistete. Ein anderer Trupp arbeitete am Denkmal des „Hannoverschen Infanterieregiments Nr. 74“, das ebenfalls aus örtlichem Sandstein besteht und an den Tod von über 140 Soldaten erinnert. Auch hier war die große Höhe des Obelisken eine Herausforderung, der Moosbelag konnte vom Stein nur mit großem Aufwand entfernt werden. Da die Arbeiten auf freier Fläche stattfanden, leistete der Stromerzeuger, der von der Feuerwehr Laupheim großzügig zur Verfügung gestellt wurde, unschätzbare Dienste, er betrieb nicht nur den Kompressor aus Erolzheim, sondern sorgte auch für den Ladestrom der akkubetriebenen Schleifgeräte, welche die Feuerwehrleute selbst mitgebracht hatten. Auch der Bauhof Spicheren war ein zuverlässiger Partner, er stellte termingerecht Wasser, Kies und sonstige Materialien zur Verfügung.
In unmittelbarer Umgebung der Monumente waren schwere Sandsteinplatten verlegt, die teilweise im Boden eingesunken waren. Um den Denkmälern ein ordentliches Aussehen zu geben, entschied man sich, diese auszuheben und neu in Splitt einzubetten. Auch die Fundamente wurden teilweise erneuert, die Außenmauern freigegraben und ebenfalls mit Kies verfüllt.
Der preußische General Bruno von Francois, auch er war bei der Erstürmung des „Roten Bergs“ am 6. August 1870 gefallen, hatte damals am Sterbeort ein umzäuntes Denkmal mit einem Grabstein erhalten. Der umgebende Metallgitterzaun wurde ebenfalls entrostet und mehrmals neu gestrichen. Dazu kam eine neue Kiesschicht, wodurch der Gedenkort erheblich aufgewertet wurde. Das eigentliche Grab des Generals befindet sich in Saarbrücken im deutsch-französischen Garten.
Da die Spicheren Höhen ein beliebtes Wandergebiet sind, erachtete die Gruppe es als sinnvoll, zwei Sitzbänke im Bereich der drei Monumente aufzustellen. Sie wurden von den Feuerwehrleuten aus Oberschwaben mitgebracht und in Absprache mit der Gemeinde Spicheren an geeigneten Stellen aufgestellt.
Gegen Ende der zweiten Woche waren die Renovierungsarbeiten so weit abgeschlossen, so dass die vorgesehene Gedenkfeier am Denkmal stattfinden konnte. An ihr nahmen neben den Feuerwehrangehörigen in Uniform auch der Bürgermeister Claude Klein, seine Stellvertreterinnen und Stellvertreter, Jacques Wagner als Liegenschaftsverwalter des Volksbundes sowie Werner Hillen und Amelie Zemlin-Kohlberger von der Volksbundgeschäftsstelle Saarbrücken teil. Alfons Christ vom Kreisfeuerwehrverband Biberach begrüßte die Gäste und erinnerte in seiner Ansprache an die Kriege zwischen Deutschland und Frankreich, die unzählige Opfer, unsägliches Leid und immer wieder Hass zwischen beiden Völkern hervorgebracht haben. Auch der Krieg 1870/71 sei so sinnlos gewesen wie alle anderen Kriege auch. Nationalismus, Imperialismus und Weltgeltung, das seien die politischen Schlagworte jener Zeit gewesen, deren Verfolgung nicht nur von beiden Völkern diesseits und jenseits des Rheins unsägliche Opfer forderte, betonte Christ. Endlich sei es in unserer Zeit gelungen, in Frieden zu leben die Völkerverständigung zu verwirklichen. Auch unter dieser Prämisse sähen die Feuerwehrangehörigen ihren Arbeitseinsatz auf dem ehemaligen Schlachtfeld. Auch Bürgermeister Claude Klein lobte das Engagement der Feuerwehrleute, die einen hervorragenden Beitrag zur Versöhnung und Verständigung zwischen Deutschen und Franzosen leisteten. Nach dem Totengedenken legten Klein und Christ einen Kranz nieder, während Karl Reich von der Feuerwehr Hailtingen den „Guten Kameraden“ spielte. Beim anschließenden Essen, zu dem der Bürgermeister eingeladen hatte, betonten beide Seiten die gute und problemlose Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, insbesondere mit dem Bauhof Spicheren und dem Volksbund. Als Zeichen der Wertschätzung und des Dankes wurden zudem Gastgeschenke ausgetauscht und eine erneute Einladung für nächstes Jahr ausgesprochen.
Untergebracht war die Gruppe in der Graf-Werder-Kaserne in Saarlouis, von wo aus täglich die Fahrt zur Arbeitsstelle erfolgte. Daneben kam auch der kulturelle Teil nicht zu kurz: Am Wochenende stand eine Besichtigung des Saarpolygons in Saarlouis auf dem Programm, einer Stahlkonstruktion auf einer Abraumhalde und damit ein Denkmal an den Steinkohlebergbau im Saarland. Außerdem lernten die Feuerwehrmänner die größte Befestigung der Maginotlinie, das Fort Hackenberg, bei einer umfangreichen Führung kennen. Auch hier wurde jedem bewusst, dass Festungsanlagen nicht von Dauer sind und militärische Auseinandersetzungen die Völker nicht zusammenführen, sondern die Menschen in Hass und Elend stürzen.
Bericht und Bilder: Alfons Christ (KFV Biberach)
Link KFV Biberach: https://kfv-biberach.de/aktuelles.html
Link Schwäbische Zeitung: https://www.schwaebische.de/landkreis/landkreis-biberach/biberach_artikel,-feuerwehrsenioren-pflegen-denkmaeler-auf-ehemaligem-schlachtfeld-in-frankreich-_arid,11421926.html